Viele Menschen finden Kunst schwer zu verstehen, und wenn es um japanische Gegenwartskunst geht, ist ihr kultureller Hintergrund ein völlig anderer, und deshalb neigen viele von diesen Menschen dazu, sich gar nicht erst mit der japanischen Kunst auseinanderzusetzen.

Überraschenderweise ist die japanische Gegenwartskunst jedoch schon seit geraumer Zeit ein Teil der westlichen Pop- und Jugendkultur. Heute möchte ich mich auf die Verbindung zwischen der Musikszene, besonders in den USA, und der japanischen Gegenwartskunst konzentrieren.

Ich bin kein großer Fan von Popmusik, aber ich kenne Kanye West, einen der erfolgreichsten Hip-Hopper der Welt und eine etwas verstörende Figur.

Kanye Wests 2007 erschienenes Album “Graduation” und die fünf daraus ausgekoppelten Singles wurden von Takashi Murakami künstlerisch gestaltet. Das Musikvideo zu “Good Morning” ist eine komplette Murakami-Welt, und ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der denkt, dass dieses Video-Werk bereits Kanye Wests musikalische Sphäre übersteigt.

 

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutz.
I Accept

 

Takashi Murakami führte kürzlich Regie bei einem Musikvideo für die Teenager-Singer-Songwriterin Billie Eilish, die 2020 alle vier wichtigsten Grammy Awards abräumte.

Man kann nur den Hut ziehen vor Murakamis Strategie, sich als Stimme der Moderne oder der Jugend in die Musikszene einzuschleichen, sein Weltbild zu erweitern und sich unterbewusst einen Platz im Geschmack der Jugend zu schaffen.

 

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutz.
I Accept

 

Früher war Shusei Nagaoka für das Cover des 1973 erschienenen Albums “Now & Then” der Carpenters verantwortlich.

Ich sollte erwähnen, dass Shusei Nagaoka 2015 verstorben ist, so dass seine Arbeit streng genommen vielleicht nicht in die Kategorie der zeitgenössischen Kunst fällt.

Nagaoka war jedoch das Idol der japanischen Jugend, die sich in den 1970er Jahren nach Illustration und Kunst sehnte, und von uns allen, die mit funkelnden Augen auf das helle, traumhafte Amerika blickten. Wir können nicht über das Albumcover sprechen, ohne ihn zu erwähnen.

 

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutz.
I Accept

 

Seine berühmteste Zusammenarbeit war wohl mit Earth, Wind & Fire, einer Gruppe, die die Disco-Hochphase der 1970er Jahre symbolisierte. Er hat insgesamt sieben Albumcover entworfen und 1976 den Rolling Stone Award für das beste Albumcover gewonnen.

Seine vielfältigen und lebendigen Farben und die detaillierte Arbeit mit Airbrush, kombiniert mit Bildern von Raum und Science Fiction, machten seinen Stil unverkennbar.

Das Albumcover von Miles Davis’ “Agartha”, das etwa zur gleichen Zeit erschien, wurde ebenfalls von einem Japaner, Tadanori Yokoo gestaltet.

 

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutz.
I Accept

 

Tadanori Yokoo ist ein Künstler mit einem breiten Spektrum an Stilen und arbeitet genreübergreifend mit einer Vielzahl von Techniken und Methoden wie Ölmalerei, Collage, Airbrush und Skulptur. Er wurde von Yukio Mishima ermutigt, nach Indien zu reisen und beschäftigte sich intensiv mit der Kultur und Spiritualität Indiens. Auf dem Albumcover von Miles ist dieser Hintergrund deutlich zu erkennen.

 

Japanische Fotografen drangen ebenfalls in die Weltmusikszene vor.

Im Jahr 1980 veröffentlichten John Lennon und Yoko Ono gemeinsam ein Album mit dem Titel “Double Fantasy”. Das Albumcover wurde von dem japanischen Fotografen Kishin Shinoyama gestaltet.

Es war das erste Album von John Lennon seit fünf Jahren, aber er wurde kurz nach der Veröffentlichung ermordet. In diesem Sinne ist es ein Werk, das einen tiefen Eindruck bei den Menschen hinterlassen hat.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein sehr interessantes Albumcover vorstellen.

Yoshitomo Nara ist heute einer der bekanntesten japanischen Künstler der Welt. Selbst wenn Sie seinen Namen nicht kennen, werden Ihnen seine Bilder cartoonhaft gemalter Mädchen mit großen, schrägen, herausfordernden Augen und meistens irgendwie sauer wahrscheinlich bekannt vorkommen.

Nara besuchte ab 1988 die Kunstakademie in Düsseldorf und  lebte nach seinem Abschluss weitere 12 Jahre lang in Deutschland.

Während seiner Studienzeit gestaltete er ein Albumcover für eine deutsche Band namens Birdy Num Nums.

Interessant ist, dass das berühmten Mädchen von Nara noch nicht geboren war, aber ein Mädchen, das ihre Vorgängerin gewesen sein könnte, zierte das Cover. (Mannaka Over The World)

 

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutz.
I Accept

 

Nicht viele Leute werden Birdy Num Nums kennen, die sich nach ein paar Jahren auflösten, aber das Mädchen auf dem Plattencover bekam später zahlreiche Schwestern, die weltberühmt wurden.

Es gäbe noch viel mehr interessante Plattencover, die von japanischen Künstlern geschaffen wurden, und es gibt kein Ende der Geschichten, die man darüber erzählen könnte. Ich denke, ich belasse es erst einmal dabei und trinke jetzt eine Tasse Tee, während ich mir einen Song von Billie Eilish anhöre, der von der tiefgründigen Sensibilität eines Teenagers erfüllt ist.

Da war noch eine Sache, über die Ihnen vor dem Tee erzählen wollte: Keita Sagaki hat sich für seine „Hystorical Portraits“-Serie ein Cover von den Beatles als Vorlage genommen

 

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutz.
I Accept

 

 

Es basiert auf dem Beatles-Song “Let It Be”, der 1970 veröffentlicht wurde.

Es war der Soundtrack für einen Dokumentarfilm über die Aufnahmen zu einem neuen Album. Der Film zeigt, wie die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bandmitgliedern immer bitterer werden. Sagaki stellt in seinem Werk den Hintergrund der einzelnen Mitglieder, sowie die Ereignisse, die sie dazu brachten, als Beatles zusammenzuarbeiten, in Manga-Form dar. Außerdem wurden im schwarzen Rahmen die Inhalte der 12 Songs von “Let It Be” eingeflochten.

Jetzt kann ich mich endlich entspannen und meinen Tee trinken…