Risa Fukui, die Zauberin des Scherenschnitts

In Europa denken wir bei dem Begriff Scherenschnitt meistens an schwarze Silhouetten von Portraits in Seitenansicht. Besonders populär war die Kunst des Scherenschnitts in Deutschland im 18. Jahrhundert und bis ca. Mitte des 19. Jahrhunderts. Dass aber der Scherenschnitt aus Asien stammt ist vielleicht weniger bekannt. Ursprünglich aus Nordchina, breitete sich diese Kunstform schnell aus und gelangte irgendwann auch nach Japan, wo der Scherenschnitt, so wie so vieles, was aus China nach Japan gelangte, adaptiert und dem japanischen Geschmack angepasst wurde.

LIFE SIZED, suprise

LIFE SIZED, suprise. Jahr: 2016. Abmessung: 650 x 500 mm

Risa Fukui, Papierkünstlerin aus Tokio, hat den Scherenschnitt zu einer Kunstform des 21. Jahrhunderts gemacht. Ihre Arbeiten sind von einer Komplexität und Perfektion, dass nur noch wenig an die relativ einfachen Schnittbewegungen des frühen Scherenschnitts erinnert.

Risa Fukui über ihre Arbeit: „Es fließt sehr viel von meiner Lebenskraft in meine Kunst. Ich schneide Linien aus Papier und schaffe Figuren, Tiere und Pflanzen. Ich sehe, wie sie lebendig werden und wie ein Teil meines eigenen Lebens darin eingeht. Das Leben ist manchmal zu anstrengend, fürchterlich und spröde, aber gleichzeitig ist es auch unglaublich schön und kraftvoll. Es ist meine Absicht, alle Aspekte unseres Lebens und unserer Welt zubeobachten und intensiv zu erleben. Daraus nährt sich meine Kreativität und diese fließt in meine Scherenschnitte.“

Risa Fukuis Fantasiewelten nähren sich aus der japanischen Welt der Mythen und Sagen genauso wie aus den Märchen der Brüder Grimm oder Kombinationen davon.

Die Künstlerin zeigt uns auch Lebewesen, die wir eher nicht als Gegenstand von Kunst kennen: Hyänen, Wölfe, Kröten und andere eher unpopuläre Tiere oder menschliche Randerscheinungen, wie behinderte, kranke oder alte Menschen. Ihre Kunst heißt im Japanischen „kiri e“, Scherenschnitt-Silhouetten, aber was Risa Fukui tatsächlich erschafft, st „kiri ga“ Scherenschnitt-Malerei.

Die Künstlerin ist in ihrer Heimat sehr bekannt und populär. Ihr widmete 2012 ein Museum in Shizuoka, Risa Fukuis Heimatstadt, nahe des Fujiyama, eine ausführliche Einzelausstellung. Die Ausstellung dauerte knapp fünf Wochen und zog mehr als 6.000 Besucher an. 2014 stellte Fukui im Pola Museum in Ginza, Tokio aus. Mode-Labels lassen sich von Risa Fukui Kollektionen designen, ihre Arbeiten finden sich auf Schuhen, Kimonos und Autos wieder. Fukui entwirft auch Buchtitel und produziert animierte Scherenschnitt-Filme.

Risa Fukui zeigt einen Querschnitt neuer Arbeiten, die größtenteils für „KIRI GA II“ geschaffen wurden.

 

Eröffnung: 9. September 2016, 18 bis 21 Uhr
Ausstellung: 10. September bis 22. Oktober 2016